Junge Talente für die Branche der Oberflächenveredelung begeistern

Fachkräftemangel
Junge Talente für die Branche der Oberflächenveredelung begeistern
  • Am: Do., 09.02.2023 - 09:21
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Gemeinsam die Zukunftsaufgabe Nachwuchssicherung anpacken

Fehlende Fachkräfte stellen ein immer akuteres Problem für die deutsche Wirtschaft dar. Laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) bewegt sich der Personalbedarf mit über 750.000 gemeldeten Stellen zum Jahresbeginn stabil auf einem hohen Niveau. Beim Blick auf den Ausbildungsmarkt zeigt sich ebenfalls ein dramatisches Bild: Der BA zufolge sank die Zahl der Bewerber für einen Ausbildungsplatz im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um -2,6 Prozent, Stand September 2022. Gleichzeitig stieg die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um 4,4 Prozent signifikant an. Aktuell fehlen circa 125.000 Auszubildende. Doch immer weniger Kandidaten bewerben sich bei den Unternehmen um die freien Ausbildungsplätze. Der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) befragt regelmäßig seine Mitgliedsunternehmen im Rahmen der Ausbildungsinitiative des Verbands. Angesichts der Verschiebung des „Arbeitsgebermarktes“ hin zu dem „Arbeitnehmermarkt“, gilt es, sich als Unternehmen auf die veränderten Ansprüche der jungen Generation im Hinblick auf Beruf und Arbeitsleben einzustellen.

Die aktuelle VOA-Umfrage zeigt, dass bereits 59 Prozent der Mitgliedsunternehmen und damit 25 Prozent mehr als im Vorjahr den Fachkräftemangel zu spüren bekommen. Die Unternehmen der Oberflächenveredelungsbranche engagieren sich kontinuierlich für den Nachwuchs und erweitern ihr Ausbildungsangebot. Im Jahr 2021 bildeten 39 Prozent der VOA-Mitglieder aus, 2022 lag der Wert bei 65 Prozent. In diesem Jahr planen sogar 82 Prozent der Unternehmen Ausbildungsplätze anzubieten. Die Betriebe setzen auf Nachwuchssicherung und bieten Berufe mit hervorragenden Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven in einer zukunftsorientierten Branche. Hauptsächlich handelt es sich bei den Auszubildenden um künftige „Industriekaufmänner/-frauen“ (52,6 %), „Oberflächenbeschichter/-innen“ (47,4 %) und „Verfahrensmechaniker/-innen Beschichtungstechnik“ (36,8 %).

Die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz in der Oberflächenveredelungsbranche stehen also auch in der derzeit schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage gut. Ob die Plätze zu besetzen sind, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Denn während sich das nächste Ausbildungsjahr mit schnellen Schritten nähert, mangelt es den Unternehmen an Bewerbern. Die Gründe: Zum einen stehen weniger junge Menschen für den Ausbildungsmarkt zur Verfügung, zum anderen lockt das Studium die steigende Abiturientenzahl.

Gefragt: Attraktive Arbeitgeber mit mitarbeiterfreundlicher Atmosphäre

In der Oberflächenveredelungsbranche erfolgt die Kontaktaufnahme zu potenziellen Bewerbern aktuell insbesondere über persönliche Ansprache und Empfehlung sowie über Betriebserkundungen von Schulen und Praktika oder über die BA. Etwa die Hälfte der VOA-Mitglieder verfügt über unbesetzte Ausbildungsplätze. Teilweise finden sie keine geeigneten Bewerber oder erhalten erst gar keine Bewerbungen. Für die Branche der Oberflächenveredelung bedeutet das, im harten Wettbewerb um neue Talente notwendigerweise noch sichtbarer zu werden.

Wie können Unternehmen heutzutage Auszubildende gewinnen? Im Kampf um die Fachkräfte heben sich Unternehmen vor allem durch eine authentische und unverwechselbare Arbeitgebermarke, ein gelungenes „Employer Branding“, von ihren Mitbewerbern ab. Vor deren Entwicklung steht die ausgiebige Analyse des Unternehmens, der aktuellen Personalbesetzung, der Stärken sowie die Benennung der Einzigartigkeit des Unternehmens. Bei der anschließenden Gestaltung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der Arbeitgebermarke spielen beispielsweise Social Media, digitale Recruiting-Strategien, maßgeschneiderte Bewerbungsprozesse und auch Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung eine zentrale Rolle. Es gilt, einerseits herausgearbeitete Vorteile empfängerorientiert zu kommunizieren, um sich als Top-Arbeitgeber zu präsentieren, und andererseits zukünftige Mitarbeitende zeitgemäß und effektiv anzusprechen sowie die Kontaktaufnahme digital zu erleichtern. Eine solche strategische Neuausrichtung der Unternehmen bindet zwar personelle Ressourcen, erfordert zeitlichen Aufwand und gegebenenfalls höhere Investitionen, ist jedoch bei Gewinnung der Fachkräfte von morgen unerlässlich.

Jede Generation entwickelt – geprägt durch ihre Erfahrungen – eigene Werte und Lebensauffassungen, Stärken und Schwächen, die Unternehmen kennen sollten. Die in das Berufsleben nachrückende „Generation Z“, die Jahrgänge 1995 bis 2010, stellt andere Anforderungen an ihren künftigen Arbeitsplatz als beispielsweise die „Generation der Baby-Boomer“, die zwischen 1946 und 1964 Geborenen. Die Jugendlichen legen für den Arbeitsplatz den Fokus auf mitarbeiterfreundliche Atmosphäre, Wertschätzung, Sicherheit und eine klare Trennung von Privat- und Berufsleben. Auch das Employer Branding sowie die Nachhaltigkeit eines Unternehmens spielen für sie eine wichtige Rolle. Gleichzeitig weist die „Generation Z“ Neuerungen in ihrem kommunikativen Verhalten auf. Mitten im digitalen Zeitalter geboren, kommunizieren sie via Internet und Smartphone und verbringen am Tag mehrere Stunden mit Social Media. Während sie mit modernen Informationstechnologien problemlos umgehen, überfordert sie die ungewohnte, analoge Face-to-Face-Kommunikation recht schnell.

Der Wertewandel in der Arbeitswelt verlangt in Anbetracht des Fachkräftemangels ein Umdenken der Unternehmen, um Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen. Der VOA unterstützt seine Mitgliedsunternehmen in dem Prozess der notwendigen Neuausrichtung. Für Mitgliedsunternehmen kostenfreie Webinare zu diesem weitläufigen Themenfeld beinhalten Praxisbeispiele verschiedener Unternehmen und vermitteln konkrete Handlungsempfehlungen sowie Werkzeuge zur praktischen Umsetzung, um die junge Generation zu erreichen. Darüber hinaus stellt der Verband auf seiner Homepage nützliche Links, Dokumente zum Download und Flyer zu den Berufsbildern in der Oberflächenveredelungsbranche zur Verfügung, entwickelt die VOA-Ausbildungsinitiative weiter und setzt die Nachwuchsförderung gegenüber der Politik auf die Agenda. Zudem richten sich die VOA-Fortbildungsangebote zur Anodisation und Beschichtung von Aluminium nicht nur an Fortgeschrittene, sondern auch explizit an Einsteiger und Auszubildende. Letztere profitieren dabei von einer preisgünstigen Teilnahmegebühr.

Auf Potenziale bauen: Erschließung aller Bewerbergruppen

Auf Grund der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt zeigt sich die Notwendigkeit, allen jungen Menschen die Ausbildung zu ermöglichen. So weisen Jugendliche mit individuellem Förderbedarf oder Migrationshintergrund zwar eventuell Defizite im Hinblick auf die fundierte Berufsorientierung, soziale Kompetenzen oder Sprachkenntnisse auf, doch neben innerbetrieblichen Maßnahmen wie zusätzliche Unterrichtsofferten können Unternehmen zahlreiche Fördermöglichkeiten und Angebote externer Stellen wie beispielsweise die weiterentwickelte „Assistierte Ausbildung (AsA Flex)“ der BA nutzen. Interessanterweise besitzen diese Jugendlichen oft eine hohe Loyalität zur Ausbildungsstelle und verbleiben nach Beendigung der Ausbildung im Betrieb. Motivation, Zuverlässigkeit und Leistungswillen erweisen sich als gute Voraussetzungen für den erfolgreichen Abschluss und die persönliche sowie berufliche Weiterentwicklung. Die Erschließung neuer Bewerbergruppen mag erst einmal eine Herausforderung darstellen, doch die Diversität im Team besitzt aufgrund der Globalisierung der Arbeitswelt hohe Aktualität und praktische Relevanz. Unternehmen werden vielfältiger, multikultureller und internationaler.

Ein zusätzlicher Ansatzpunkt: Die Attraktivität der beruflichen Bildung, um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturentwicklungen Rechnung zu tragen und die Sicherung und Optimierung von Qualitätsprozessen voranzutreiben. Hier bietet die duale Ausbildung als tragende Säule des Berufsbildungssystem in Deutschland eine hervorragende Grundlage: Die Kombination von theoretischer Vermittlung in der Berufsschule und praxisorientierter Anleitung im Betrieb schafft den optimalen Start in das Berufsleben, vermittelt gleichermaßen Fach-, Methoden- sowie Sozialkompetenz und bereitet Auszubildende erfolgreich auf den Übergang in die Erwerbstätigkeit vor. Auch hier arbeitet der VOA aktiv für die Branche der Oberflächenveredelung: Um die jungen Menschen während ihrer Ausbildung zu motivieren und die Abbrecherquote gering zu halten, initiierte der Verband das Projekt „Motivation for Future Professionals“. Zu Gast in Berufsschulen vermittelt der VOA in Workshops die Bedeutung von Teamwork, Strategien zur Motivation und für den beruflichen Erfolg.

Der Unterricht im Rahmen der Ausbildung in der Oberflächenveredelung erfolgt an Berufsschulen mit überregionalem Einzugsbereich. Das heißt, sie befinden sich in der Regel in weiterer Entfernung von den Wohnorten der oft noch minderjährigen Jugendlichen, was eine auswärtige Unterbringung für die Zeit des Blockunterrichts erfordert. Damit dies kein Hindernis auf dem Ausbildungsweg darstellt, besteht in einigen Bundesländern die Möglichkeit, Zuschüsse für die Unterbringung zu erhalten oder landesweit gültige, vergünstigte Tickets zu nutzen. Der VOA regt an, im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung über hybride Unterrichtsformen nachzudenken.

Nachwuchssicherung als Kernaufgabe der Unternehmen

Es gibt viel zu tun! Angesichts des Umbruchs in der Arbeitswelt kommt es darauf an, wie sich die Unternehmen für die Fachkräftesicherung von morgen aufstellen und wie sie parallel dazu multikulturelle, generationenübergreifende Teams managen. Es gilt, vielschichtige Aspekte, unterschiedliche Zielgruppen und – im Hinblick auf den Bewerbermarkt – die Bedürfnisse künftiger Fachkräfte zu erkennen und zu berücksichtigen. Der VOA unterstützt mit seinem vielfältigen Angebot im Rahmen der Ausbildungsinitiative und arbeitet gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen der Oberflächenveredelungsbranche an der Lösung der spannenden Zukunftsaufgabe.

 

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