QUALICOAT: Beschichtetes Aluminium nach aktuellen Qualitätsregeln – global und nachhaltig
Blick in die Zukunft: Interview mit QUALICOAT-Präsident Ivo Vermeeren
In Deutschland vergibt der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) das internationale Qualitätszeichen QUALICOAT der Association for Quality Control in the Lacquering, Painting and Coating Industry, einem Verband nach Schweizer Recht, dessen Mitglieder Generallizenznehmer in zahlreichen Ländern der Erde sind, an die Beschichter, Pulver- und Chemiehersteller. Durch verbindliche, stets evaluierte Qualitätsregeln, Fachterminus „Spezifikationen“, verabschiedet von global aufgestellten und mit Beschichtungsprofis besetzten Gremien und gepaart mit einem verbindlichen Prüfungsregime, gelingt es QUALICOAT, die Qualität der oberflächenveredelten Produkte auf einem hervorragenden Niveau stetig weiterzuentwickeln. Der Generallizenzgeber QUALICOAT legt somit gemeinsam mit den Generallizenznehmern in den einzelnen Ländern den Grundstein dafür, dass sich Lizenzinhaber damit auf dem globalen Markt in den verzweigten Lieferketten behaupten können. Besonderes Augenmerkt legt QUALICOAT auf die Nachhaltigkeit des beschichteten Produkts und eröffnet mit der Einführung von QUALICOAT 3.0 weitere Horizonte für Architekturprojekte mit der Verwendung von Aluminium aus Recyclingmaterial unter Einbeziehung der Aluminiumhersteller.
Auf Verbandsebene wählte der VOA als Generallizenznehmer für Deutschland mit den Vertretern aus anderen Ländern Endes 2023 satzungsgemäß im Executive Committee den Präsidenten mit. Der VOA beglückwünschte Ivo Vermeeren vom belgischen Verband QUALUBEL herzlich zu seiner Wiederwahl und gab der Fachpresse Gelegenheit zu einem Interview mit dem bestätigten QUALICOAT-Präsidenten:
Herr Vermeeren, unterschiedliche Länder, verschiedene Gesetze, globale Lieferketten: Von England über Europa bis hin zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und darüber hinaus - es gibt weltweit immerhin 18 Generallizenznehmerverbände mit über 550 Lizenznehmern. Mit welchen Leitgedanken gelingt es QUALICOAT die Mitgliedsverbände unter dem Qualitätszeichen zu vereinen?
IV: „Im gesamten QUALICOAT-Verband teilen wir eine gemeinsame Leidenschaft für unsere Branche: Wir wissen, dass die Pulverbeschichtung Aluminium sexy und attraktiv für alle architektonischen Anwendungen macht. Uns ist aber auch bewusst, dass wir, obwohl wir nur eine Schicht von wenigen Mikrometern auf die Aluminiumoberfläche auftragen, eine enorme Verantwortung für die Endqualität eines jeden von uns beschichteten Gebäudes tragen. Qualitativ hochwertige Pulverbeschichtungen sichern somit in gewisser Weise die Zukunft von Aluminium als führendes Material in der Bauindustrie. Aufgrund dieser Leidenschaft und dieses Verantwortungsbewusstseins konzentriert sich unser gesamter Verband auf die Erstellung und ständige Aktualisierung von Spezifikationen und Prozessen; und zwar mit dem einzigen Ziel, weiterhin qualitativ hochwertige Pulverbeschichtungen auf Aluminium für architektonische Anwendungen zu liefern. Dies gilt für unsere QUALICOAT lizenzierten Beschichter und ebenso für die von QUALICOAT zugelassenen Chemikalienlieferanten und Pulverhersteller.“
Inwiefern profitieren die Lizenz- und Zulassungsnehmer in den einzelnen Ländern, wenn sie das internationale Qualitätszeichen besitzen?
IV: „Das internationalen Qualitätszeichen QUALICOAT verfügt auf dem Architekturmarkt über einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, was bedeutet, dass Architekten und andere Player in der Bauindustrie fast automatisch darauf verweisen, wenn sie ein neues Projekt entwerfen – und das weltweit. Damit kann QUALICOAT-Qualität in den Verträgen vereinbart werden und vereinfacht die sonst schwierige Vertragsgestaltung im Hinblick auf die Beschreibung von Qualitätsmerkmalen der Oberflächenveredelung.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die festgeschriebenen Eigenkontrollen und unangekündigten Inspektionen, zwingender Teil des QUALICOAT-Prüfregimes sind. In der Folge beachtet jedes Unternehmen mit einer QUALICOAT-Lizenz das umfassende Prüfregime verbindlich. Die Folge: ein hohes Verantwortungsbewusstsein mit dem Fokus auf Qualität und Prozesskontrolle auf allen hierarchischen Ebenen der Unternehmen mit Beschichtungsanlagen. Das wiederum bedeutet im Unternehmen gelebte Qualität eines jeden Mitarbeiters. Das Endergebnis: Gebäude mit einer hochwertigen Pulverbeschichtung, die jahrzehntelang hält.“
Unabhängige Prüfinstitute testen QUALICOAT-Lizenznehmer unangemeldet zwei Mal pro Jahr. Warum ist es dem Generallizenznehmer wichtig, dass die Generallizenznehmer externe akkreditierte Prüfinstitute beauftragen, deren Prüfer unangekündigt in die Unternehmen kommen? Wo liegen die Vorteile dieser Vorgehensweise?
IV: „Vergessen wir nicht, dass theoretisch jeder Auftrag, der eine Lackieranlage verlässt, das Risiko von Qualitätsproblemen birgt, die im schlimmsten Fall sogar schwerwiegende Folgen für den Pulverbeschichter und den Ruf von Aluminium als Material der Wahl für Architekturanwendungen haben könnten. QUALICOAT stellt daher in den Spezifikationen, die weltweit einheitlich einzuhalten sind, besonders hohe Anforderungen, die letztlich allen Beteiligten zugutekommen.
Die Unparteilichkeit der Prüfinstitute ist uns bei unserem Streben nach bester Qualität nahezu – und bitte verzeihen Sie mir das Wort in diesem Zusammenhang – „heilig“. Den Prüfbeauftragungen der Generallizenznehmer mit externen, akkreditierten Prüfinstituten und den dann durchgeführten unangekündigten Inspektionen zwei Mal pro Jahr kommt allergrößte Bedeutung zu. Nur durch die unerwarteten Prüfungen in den Unternehmen, stellen wir sicher, dass hier zu jeder Zeit optimale Qualität produziert wird, anstatt sich lediglich gut auf beispielsweise nur eine angekündigte Prüfung vorzubereiten. Es gilt, beste Qualität in Serie zu jeder Zeit und überall auf der Welt zu produzieren. Dies ist uns sehr wichtig – und ich komme auf das „heilig“ vom Anfang zurück: ja, es ist uns damit sehr ernst und hier unterscheiden wir uns durchaus von dem einen oder anderen Qualitätsverband. QUALICOAT-Qualität lebt im Unternehmen, mit seinen Führungsebenen und den Mitarbeitern, um die Kundenwünsche zu erfüllen.“
Wie beurteilen Sie die Notwendigkeit der zahlreichen in den Spezifikationen vorgeschriebenen Eigenprüfungen in den Unternehmen?
IV: „Diese sind entscheidend, um kontinuierlich am Ball zu bleiben. Jeder Auftrag, jeder Produktionslauf, ob groß oder klein, hat die QUALICOAT-Spezifikationen zu erfüllen. In diesem Sinne kommt den Selbstinspektionen in der gesamten Produktionskette entscheidende Bedeutung zu, um die Endqualität jedes pulverbeschichteten Teils zu gewährleisten. Die oberste Priorität eines jeden QUALICOAT-Lizenznehmers ist, nichts anderes als beste Qualität unter Beachtung der Spezifikationen zu liefern. Deshalb werden die Eigenprüfungen kontinuierlich durchgeführt.“
Herr Vermeeren, herzlichen Glückwunsch auch seitens unserer Redaktion: Das Executive Committee von QUALICOAT entschied vor kurzem, Ihre Amtszeit zu verlängern. Welche Ziele verfolgen Sie in den kommenden zwei Jahren gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden?
IV: „Wir setzen die Reise fort, die wir vor zwei Jahren begonnen haben. Der Schwerpunkt liegt weiterhin darauf, unsere Spezifikationen auf dem neuesten Stand weiterzuentwickeln und die aktuellen Fortschritte auf dem Markt zu verfolgen, die sich auf die Qualität von pulverbeschichtetem Aluminium auswirken könnten.
Wir möchten unsere Spezifikationen benutzerfreundlicher gestalten, aufgeteilt in verschiedene Bände, die auf die jeweilige Benutzergruppe – Beschichter, Chemie- und Pulverlieferanten – zugeschnitten sind.
Wir verstärken auch unsere Bemühungen, unseren internationalen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Darüber hinaus setzen wir unsere geografische Expansion fort und etablieren weitere Generallizenznehmer weltweit.
Parallel dazu entwickeln wir eine neue Softwareplattform, die unseren Mitarbeitern, Generallizenznehmern und Inspektoren das Leben erleichtern und mehr analytische Auswertungen als heute ermöglichen wird.“
Wenn Sie drei Wünsche offen hätten, die die deutschen Unternehmen zur Steigerung der Qualität im Beschichtungsbereich erfüllen könnten, welche wären das?
IV: „Die Erfahrung zeigt, dass unsere QUALICOAT-Spezifikationen eine felsenfeste Grundlage für qualitativ hochwertiges pulverbeschichtetes Aluminium bilden. Daher sollte die strikte Einhaltung dieser Spezifikationen mit dem „heiligen“ Prüfregime und das ständige Streben nach Spitzenqualität oberste Priorität für alle unsere Mitglieder sein.
Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die Förderung des Qualitätszeichens QUALICOAT den Sinn für Qualität auf dem Markt stärkt und die Position von Aluminium als das Metall der Wahl für architektonische Anwendungen festigt.
Ich möchte auch alle unsere Mitglieder ermutigen, die vielen Kommunikationskanäle zu nutzen, die in unserem Verband zur Verfügung stehen, nicht nur, um aktiv an der Aktualisierung unserer Spezifikationen mitzuwirken, sondern auch, um spezifische Themen zu teilen, die für uns alle von Interesse sein könnten.“
QUALICOAT orientiert sich stets an den neuesten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung weltweit und führt regelmäßig in den verschiedenen Working Groups selbst aufwändige Tests durch. Welche Neuerungen plant QUALICOAT für die kommenden Jahre?
IV: „Unsere Spezifikationen basieren seit jeher auf sehr soliden, wissenschaftlichen Studien und Tests. Dies bleibt auch in Zukunft so. Im Moment befassen wir uns mit einer ganzen Reihe von Themen, auf die ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher eingehen kann, aber ich kann Ihnen sagen, dass die zunehmende Verwendung von recyceltem Aluminium und ihre Auswirkungen auf die Verwendung von Pulverbeschichtungen weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit besitzen. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen in, sagen wir mal, zwei Jahren darüber zu berichten."
Herr Vermeeren, vielen Dank für das Gespräch.