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Interview mit Ralf Heitzelmann, Geschäftsführer der ALBEA Oberflächenbearbeitung GmbH und stellvertretender Leiter der Technischen Kommission des VOA e. V.
1. Was hat Sie dazu bewogen, sich mit Ihrem Unternehmen an der Datenerhebung zu beteiligen und schließlich der Delegation die Betriebsbesichtigung anzubieten?
Mit unserem Unternehmen engagieren wir uns seit vielen Jahren im VOA für die Belange unserer Branche in Deutschland. Uns ist klar, dass die Interessen der mittelständischen Oberflächenveredelungsbetriebe nur dann Gehör finden können, wenn wir als starker Verband auftreten und uns aktiv an den für uns relevanten Gesetzgebungsprozessen beteiligen. Dass sich diese Prozesse mittlerweile auf europäischer Ebene abspielen, macht es sicherlich nicht einfacher. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass der VOA sowohl auf nationaler Ebene in der Expertengruppe des Umweltbundesamts wie auch auf europäischer Ebene in der Arbeitsgruppe in Sevilla mit vom VOA entsandten Repräsentanten vertreten ist. Als die Anfrage des VOA kam, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns sowohl an der Datenerhebung beteiligen als auch für eine Betriebsbesichtigung zur Verfügung stehen.
2. Welche Themen kamen bei der Betriebsbesichtigung auf?
Wir konnten bei dem Besuch der Delegation deutlich machen, dass das Bauteilespektrum, die Kundenanforderungen und daher auch die Prozessfolgen, die wir auf unseren Anodisationslinien erfolgreich realisieren, alles andere als einheitlich sind, sondern sich vielmehr erheblich voneinander unterscheiden. Von Kleinteilen in der Größe eines Eherings bis hin zu großflächigen Teilen bis zu sechs Metern Länge ist alles dabei. Es ist offensichtlich, dass es demnach für die erforderlichen Prozesse hinsichtlich der verwendeten Chemie, der Anzahl und Art der Prozessstufen und damit auch beim Energie- und Wasserverbrauch große Unterschiede gibt. Das Interesse der Teilnehmer galt darüber hinaus der Abluft- und Abwasserbehandlung in unserem Betrieb, dem Wasser- und Energieverbrauch sowie dem Abfall- und Abwasseraufkommen. Eine zentrale Frage war auch, inwieweit und insbesondere wie exakt wir die Oberfläche der von uns behandelten Bauteile erfassen können. Als Lohnveredelungsbetrieb behandeln wir mehrere zehntausend verschiedene Bauteilgeometrien im Jahr. Anders als bei offenen Profilen und Blechen ist bei vielen technischen Bauteilen, also bei Konstruktionsteilen, Gussteilen aber auch bei Hohlkammerprofilen, die Bestimmung der effektiven Teileoberfläche kaum möglich. Der von uns jährlich in gleicher Weise praktizierte, aber stark vereinfachte Ermittlungsansatz erlaubt es uns zwar, beispielsweise die Entwicklung unserer Energieeffizienz im Vorjahresvergleich zu bewerten. Die Ungenauigkeit der so ermittelten Oberfläche ist aber viel zu groß, als dass man daraus ableiten könnte, ob etwa ein Verbrauchsgrenzwert für den Wasserverbrauch in Liter pro m² Oberfläche eingehalten wurde. Die dafür nötige Exaktheit würde einen immensen Aufwand an zusätzlicher Bürokratie für uns bedeuten. Dies trifft nach unserer Einschätzung und auch nach Einschätzung des VOA auf alle Lohnveredelungsbetriebe zu.
3. Wie wurden die Werte in Ihrem Unternehmen von der Delegation aufgenommen?
Nach der einführenden Besprechung der verschiedenen Themen in der Praxis hatten die Teilnehmer der Delegation die Gelegenheit, sich beim Rundgang durch unser Unternehmen aus erster Hand ein eigenes Bild zu machen. Die Fragen wurden sowohl von mir selbst wie auch von unserer Umwelt- und Energiemanagementbeauftragten Frau Sturm und von Seiten des VOA umfassend beantwortet. Das Feedback, das wir von den Teilnehmern erhalten haben, war durchwegs sehr positiv, vor allem, weil sie sich nicht nur mit der Theorie, sondern auch mit der Praxis beschäftigen konnten.
4. Was wünschen Sie sich für die Neuauflage des BREF STM?
Es handelt sich nicht wirklich um eine „Neuauflage“, sondern genau genommen um eine Erstauflage: Während das bisherige BREF STM-Dokument aus dem Jahr 2006 nur Empfehlungscharakter besitzt, wird das neue BREF STM rechtsverbindliche Vorgaben enthalten, deren Umsetzung die zuständigen Behörden verpflichtend fordern müssen und werden. Betroffen sind davon alle nach Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigten Anlagen und damit der allergrößte Teil unserer Branche. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Prozesse in den Betrieben sind die einzelnen Anlagen, deren Daten europaweit erhoben wurden, kaum miteinander vergleichbar. Einheitliche Verbrauchsgrenzwerte in absoluten Zahlen etwa als Liter Wasser pro m² Oberfläche sehen wir daher als kaum zielführend an: Während sie für die einen Betriebe eine unerreichbare Hürde darstellen würden, wären sie für die anderen Betriebe problemlos haltbar und böten damit keinerlei Anreiz zur Effizienzverbesserung. Wir wünschen uns, dass die Behörden den jeweiligen Gegebenheiten in den Betrieben Rechnung tragen und gemeinsam mit den Unternehmen individuelle Verbesserungspläne mit beispielsweise einheitlichen, prozentualen Verbesserungszielen erarbeiten. Wir sind dazu bereit.