2023: Bewegte Zeiten
VOA-Umfrage zum Stimmungsbild der Oberflächenveredelungsbranche: Kräftezehrende Belastungsprobe zusammen meistern
Explodierende Gas- und Strompreise, unsichere Energieversorgung, stark gestiegene Inflation, Material- und Rohstoffmangel, Arbeitskräfteknappheit – die deutsche Wirtschaft sieht sich mit schwierigen Aufgaben für das Jahr 2023 konfrontiert. Auch die Branche der Oberflächenveredelung ist als Teil der Industrie davon betroffen. Der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) befragte seine Mitgliedsunternehmen zum Jahreswechsel 2022/2023, um ein aussagekräftiges Bild über die aktuelle, wirtschaftliche Situation zu erhalten. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Einschätzung innerhalb des VOA sowie dem persönlichen Austausch mit Politikern und Wirtschaftsvertretern, um die Lage der Branche zu verdeutlichen und sich für die Belange der Oberflächenveredelung einzusetzen.
Der VOA informiert die politische Spitze in Berlin in regelmäßig stattfindenden Gesprächen darüber, was die Oberflächenveredelungsindustrie bewegt, schrieb zudem mehrere Brandbriefe an die Bundesregierung. Derzeit bestimmt insbesondere die Energiekrise das Denken und Handeln der VOA-Mitgliedsunternehmen. 82 Prozent der Mitglieder gaben an, dass ihre Produktion durch deren Auswirkungen eingeschränkt ist. Die Folgen des Krieges wirken sich auf 41 Prozent der Unternehmen aus. Weltweite Lieferengpässe, verursacht durch vielfältige geopolitische Risiken, beeinflussen 29 Prozent der Mitglieder.
Aktuell befindet sich die Konjunktur in einer Schwächephase. Die hohen Preise belasten Verbraucher und Unternehmen, die Inflation bremst den Konsum und die Investitionen der Betriebe. Auch die Baubranche, die sich in den vergangenen Jahren nicht von der Corona-Pandemie ausbremsen ließ, steuert nun auf eine Krise zu: Zinsen und Baukosten steigen, Investoren halten sich zurück, Projekte liegen vorerst auf Eis. Auswirkungen auf die Unternehmen der Oberflächenveredelungsindustrie, die mehrheitlich für die Baubranche arbeiten, sind zu befürchten. Zwar blieb die Umsatzentwicklung bei 47 Prozent der VOA-Mitglieder mit Blick auf das Vorjahr gleich und 41 Prozent berichten über eine Steigerung von 19 Prozent, doch dürfen diese Zahlen nicht über die ernste Lage hinwegtäuschen: Die Kapazitätsauslastung sank bei 53 Prozent der Mitgliedsunternehmen auf durchschnittlich 81 Prozent, das entspricht einem Minus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die eingegangenen Aufträge gingen bei immerhin 41 Prozent zurück. Hinzu kommt, dass vor allem in energieintensiven Branchen wie der Oberflächenveredelung aufgrund des angestiegenen Kostenniveaus weiterhin mit Einschränkungen bei der Industrieproduktion zu rechnen ist. Bereits bei 77 Prozent der Mitglieder wirken sich die gestiegenen Preise erheblich aus, 17 Prozent empfinden sie sogar als existenzbedrohend. Die Erwartungen für 2023: 59 Prozent der Mitglieder gehen von einer positiven bis mittelmäßigen Entwicklung für ihre Unternehmen aus, 41 Prozent sehen die nahe Zukunft negativ bis sehr negativ.
„Beim Blick auf die Maßnahmen der Politik, um die Unternehmen zu entlasten, sehen wir Licht und Schatten“, sagt VOA-Geschäftsführerin Dr. Alexa A. Becker. Zwar profitierten die Unternehmen vom Wegfall der EEG-Umlage, der geplanten Verlängerung des Spitzenausgleichs bei der Stromsteuer und der Verschiebung der CO2-Bepreisung; doch das „Energiekostendämpfungsprogramm“, das Unternehmen Zuschüsse ermöglichen soll, sei sehr bürokratisch und mit hohem Aufwand verbunden. Damit es zu einer spürbaren Entlastung der Wirtschaft kommen kann, sollten die bisher vom Bund beschlossenen Maßnahmen zügig sowie wirtschafts- und unternehmensfreundlich umgesetzt werden. Parallel zu den Gesprächen mit Politik und Wirtschaft intensivierte der Verband die Aktivitäten der VOA-Projektgruppe „Energie“, bot Videokonferenzen mit qualifizierten Referenten an, erstellte praktische Handlungshilfen für die Unternehmen, zum Beispiel zu den Möglichkeiten der Energieeinsparung, und vieles mehr.
Der allgegenwärtige Fachkräftemangel ist eine weitere Herausforderung: Angesichts der Energiekrise trat er etwas in den Hintergrund, obwohl ihn bereits 59 Prozent der Mitgliedsunternehmen und damit 25 Prozent mehr als im Vorjahr zu spüren bekommen. Dabei engagiert sich die Oberflächenveredelungsbranche enorm, um der Arbeitskräfteknappheit entgegenzuwirken. 65 Prozent der Mitgliedsunternehmen bildeten im Jahr 2022 aus, 2023 planen dies sogar 82 Prozent. Der VOA setzt das Thema mit Hilfe seiner Ausbildungsinitiative gegenüber Politik, Wirtschaft sowie Medien auf die Agenda. Zu begrüßen sind die Entwicklungen bei der gesetzlichen Anpassung der Fachkräftezuwanderung. Das Chancen-Aufenthaltsrecht, das zum 1. Januar 2023 in Kraft trat, stellt wichtige Weichen zur Integration und zur Sicherung des Personalbedarfs. Zudem bietet der Verband neben seinen gefragten Weiterbildungsseminaren auch Informationsveranstaltungen für Mitglieder an. Dr. Becker fasst zusammen: „Alle Anstrengungen unternehmen wir mit großem Engagement für die Branche, denn wir sehen unsere Unternehmen auf dem richtigen Weg, die hervorragende Qualität oberflächenveredelter Produkte langfristig auf dem globalen Markt anzubieten.“
Bewegte Zeiten stehen bevor, die es gemeinsam zu meistern gilt. Der VOA setzt sich seit 60 Jahren proaktiv für seine Mitglieder ein und stellt sich im Netzwerk und in Zusammenarbeit mit Politik und Verbänden den globalen Herausforderungen.