Mehr Tempo bei der Energiewende
Branche der Oberflächenveredelung in der industriellen Transformation
Die Sicherung der Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen treibt Politik, Wirtschaft und Endverbraucher gleichermaßen um. Es gilt, sich für die Zukunft resilient, nachhaltig und klimafreundlich aufzustellen. Neben wirkungsvollen kurzfristigen Maßnahmen wie den Energiepreisbremsen braucht es daher auch eine weitsichtige Planung und Vision, um insbesondere die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu meistern. Der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) beobachtet die Entwicklungen für seine Mitgliedsunternehmen sehr genau, kommuniziert mit politischen Akteuren auf Landes- und Bundesebene und bringt sich im Sinne der Oberflächenveredelungsbranche in den Willensbildungs- und Entscheidungsprozess ein.
Aufgrund der zu befürchtenden Gasknappheit erzielten viele Unternehmen seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges große Erfolge im Hinblick auf die Effizienzsteigerung oder beim Umstieg auf alternative Energieträger wie Wind, Kohle oder Öl. Doch gerade in Industriesektoren mit hohem Energieverbrauch ging die Krise einher mit rückläufiger Produktion und frei gewordenen Kapazitäten. Auch die energieintensive Branche der Oberflächenveredelung – Teil des Netzwerks der Aluminiumindustrie – schränkte ihre Produktion ein. Vor diesem Hintergrund kommt der zuverlässigen Energieversorgung zu verantwortungsbewussten Preisen größte Bedeutung zu, um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu sichern. Nur wenn sich die Versorgungs- und Systemsicherheit auf einem hohen Niveau bewegen, können Standortentscheidungen internationaler Investoren zu Gunsten Deutschlands ausfallen. Andernfalls droht die zunächst schleichende und mittelfristig nur noch schwer aufzuhaltende Deindustrialisierung.
Gleichzeitig steht die Senkung der Treibhausgasemissionen auf der Agenda der Bundesregierung. Die ambitionierten Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes und des „European Green Deal“ für den Industriesektor lassen sich nur erreichen, wenn die Politik klare und verlässliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen und damit auch Planungssicherheit für die erforderlichen Investitionen schafft. Dekarbonisierung und Modernisierung energieintensiver Industrien gehen Hand in Hand auf dem Weg zu der klimaneutralen und kreislauforientierten Wirtschaft. Doch leider klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei der Energiewende oft auseinander, beispielsweise beim Blick auf den stagnierenden Ausbau der Windkraft mit zahlreichen rechtlichen und faktischen Hürden, die Erweiterung der Netze und den Bau von Speichern.
Der VOA behält die diesbezüglichen Entwicklungen im politischen und wirtschaftlichen Umfeld genau im Blick und sieht dringenden Handlungsbedarf für die Praxis. Geschäftsführerin Dr. Alexa A. Becker fasst zusammen: „Neben der Erhöhung der Geschwindigkeit beim Ausbau der Stromnetze sowie aller erneuerbarer Energien gilt es beispielsweise, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich in der Realität zu beschleunigen und insbesondere die Strompreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau anzugleichen.“ Parallel dazu sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft zu schaffen, Speicher auszubauen und strategisch in Energieforschung sowie die Umsetzung der Ergebnisse in global erfolgreiche Innovationen zu investieren. Gerade hier bietet die Energiewende große Chancen auch für die Industrie, findet Dr. Becker: „Nutzen wir die Potenziale, die sich durch die Umstrukturierung der Energieversorgung, die Digitalisierung der gesamten Energie-Wertschöpfungskette oder auch durch klimafreundliche Innovationen ‚made in Germany‘ ergeben.“
Auf dem Weg dorthin stellt der VOA für seine Mitgliedsunternehmen praxisorientierte Lösungen bereit. Die Projektgruppe „Energie“ begleitet die Themenfelder, angefangen bei der Gas- und Strompreisbremse über Energiebeschaffungsstrategien bis hin zu dem effizienten Energieeinsatz im Unternehmen. Ganz pragmatisch setzt hier beispielsweise die für VOA-Mitglieder exklusive Handlungshilfe „Möglichkeiten der Energieeinsparung“ an. Darin fasst der VOA hilfreiche Tipps der Mitgliedsunternehmen im Hinblick auf das Anlagenlayout, die Öfen oder die Elektromotoren in der Oberflächenveredelungsbranche zusammen. Aktuell informiert der VOA über „best practice“-Beispiele seiner Mitgliedsunternehmen, zum Beispiel unternehmenseigene Energiekonzepte, den Aufbau der Notversorgung mit Heizöl anstatt von Flüssiggas oder das enorme Sparpotenzial durch Gleichrichter mit Hilfe staatlicher Förderung. In mehreren Videokonferenzen stellt der VOA in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsunternehmen der Oberflächenveredelungsbranche das gebündelte Wissen zur Verfügung. Gemeinsam ziehen alle an einem Stang, um der Branche durch die industrielle Transformation zu helfen.