VOA-Umfrage im Frühjahr 2024: Aktueller Blick auf die Branche
Oberflächenveredelungsindustrie von Rezession beeinflusst
Die hohen Energiekosten, der extreme Mangel an Fach- und Arbeitskräften, die Bürokratie: Es gibt viele Faktoren, die die Branche der Oberflächenveredelung stark belasten. Um immer ein aktuelles Bild der wirtschaftlichen Situation haben, führt der Verband für die Oberflächenveredelung von Aluminium e. V. (VOA) regelmäßig Umfragen unter seinen Mitgliedsunternehmen durch und berücksichtigt die Ergebnisse bei seinen Gesprächen mit Politikern und Wirtschaftsvertretern. Die aktuellen Ergebnisse aus dem Frühjahr 2024, die der Verband in Relation zu vorangegangenen Umfragen setzt, verdeutlichen: Die Einschätzung der Mitglieder im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen deckt sich mit der allgemeinen Lage und den Prognosen der führenden Wirtschaftsinstitute.
Die schleichende Abwärtsbewegung der Konjunktur prägt die Stimmung der Oberflächenveredelungsbranche schon seit letztem Herbst und dämpft die Prognosen für 2024. Zwar gibt es bei der Auswertung der aktuellen Umfrage im März 2024 keine Extreme mit „sehr positiven“ oder „sehr negativen“ Einschätzungen der Mitgliedsunternehmen und gemessen an den „positiven“ und „mittelmäßigen“ Bewertungen für 2024 sehen 53 Prozent ihre wirtschaftliche Lage halbwegs optimistisch, doch im Oktober 2023 waren es noch 64 Prozent und 2021 sogar 94 Prozent.
Die aktuellen Ergebnisse im Detail: Derzeit schätzen 47 Prozent, also knapp die Hälfte der teilnehmenden VOA-Mitglieder die Entwicklung ihres Unternehmens „negativ“ ein. Jeweils 27 Prozent erwarten eine „mittelmäßige“ oder „positive“ Entwicklung. Hier zeigen sich Verschiebungen von „mittelmäßig“ in die positive sowie in die negative Richtung – im Oktober 2023 gingen noch 53 Prozent der teilnehmenden VOA-Mitglieder von einer „mittelmäßigen“ Entwicklung aus, nur 37 Prozent erwarteten eine „negative“ und 11 Prozent eine „positive“. Auch eine Verschiebung der „sehr negativen“ Einschätzung von 5 Prozent der VOA-Mitglieder im Oktober 2023 hin zur „negativen“ im März 2024 liegt nahe.
Die Kapazitätsauslastung der VOA-Mitgliedsunternehmen liegt nach der aktuellen Umfrage bei 71 Prozent. Verglichen mit der vorherigen Befragung im Oktober 2023 nahm sie im Mittelwert um 19 Prozent ab und sank damit zum fünften Mal in Folge. 2021 lag die Kapazitätsauslastung während der Corona-Pandemie noch bei durchschnittlich 90 Prozent.
Die Umsatzentwicklung sank gegenüber dem Vorjahr ebenfalls bei 73 Prozent der Unternehmen, im Mittelwert um 15 Prozent. Lediglich bei 20 Prozent blieb sie gleich, nur bei 7 Prozent stieg sie. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren nur elf Prozent von einer gesunkenen Umsatzentwicklung betroffen.
Auch hinsichtlich der in diesem Jahre bereits eingegangenen Aufträge bemerkten 73 Prozent der VOA-Mitglieder einen Rückgang, und zwar um durchschnittlich 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch hier verdeutlicht ein Vergleich mit dem Jahr 2021 den aktuellen, negativen Trend. Damals meldeten nur 6 Prozent der Unternehmen gesunkene Auftragszahlen. Die Entwicklung kommt nicht überraschend, da die Baubranche derzeit mit massiven Einbußen zu kämpfen hat und 93 Prozent der VOA-Mitgliedsunternehmen hauptsächlich für den Bereich Bau/Architektur tätig sind. Das Positive: Trotz der schlechten Lage gab es weder im Jahr 2024 noch 2023 betriebsbedingte Kündigungen.
Die Standortbedingungen für Unternehmen in Deutschland haben sich massiv verschlechtert. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland konjunkturell hinterher und droht, den Anschluss zu verlieren. Dies spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen der Oberflächenveredelungsbranche wider. Belastende Faktoren bleiben weiterhin bestehen: Die hohen Energiepreise wirken sich bei 60 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen „erheblich“ und bei 7 Prozent „existenzbedrohend“ aus. Mit 80 Prozent stellen sie zudem aktuell den Hauptgrund für die eingeschränkte Produktion der VOA-Mitgliedsunternehmen dar, während der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel sowie die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs mit 60 Prozent und 40 Prozent den zweiten bzw. dritten Rang einnehmen. Lieferengpässe wirken sich nur mehr auf 13 Prozent der Unternehmen aus.
Der VOA engagiert sich für die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen. Insbesondere unterstützt durch seinen Dachverband vbw – Vereinigung der Wirtschaft e. V., der sich mit dem Zehn-Punkte-Papier zur Wirtschaftspolitik der Ampelregierung aktiv dafür einsetzt, die Standortbedingungen für die Unternehmen in Deutschland zu verbessern. Darin fordert die vbw unter anderem weniger Belastungen hinsichtlich Bürokratie und überzogenen Vorgaben der EU, die verlässliche Sicherstellung bezahlbarer Energie, Steuerentlastungen für Unternehmen, Reformen im Hinblick auf den fortlaufenden Anstieg der Sozialausgaben sowie ein Qualitätsmanagement für bessere Bildung. Die vbw ruft mit ihren Handlungsempfehlungen zu einem drastischen Umlenken der Bundesregierung auf und fordert, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen – für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland.